Weihnachtsgruß des Bühnenleiters

Leeve Plattdüütsche,
liebe Mitglieder und Freunde der Niederdeutschen Bühne Nordenham!

„Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen
Den Vorhang zu und alle Fragen offen.“

B. Brecht

Mit diesem Satz endet Bertolt Brechts Stück „Der gute Mensch von Sezuan“. Ein wenig trifft er auch auf unsere Lage zu: Das Corona-Virus hat dafür gesorgt, dass unser Vorhang geschlossen bleiben musste. Besonders bedauerlich ist dies für das Ensemble von „Döör an Döör’nanner“: Eine Woche vor der Premiere mussten wir das Theater zum Schutz der Gäste, aber auch zum Schutz unserer Akteure auf und hinter der Bühne schließen.

Was folgte, waren Wochen der Stille. Nach dem Ende des Lockdowns nahmen wir den Vereinsbetrieb im Sommer wieder auf. Im Kasino herrschte eine gespenstische Atmosphäre: Alles lag bereit, um „Döör an Döör‘nanner“ aufzuführen. Nur Gäste durften nicht kommen. Im Herbst machten wir dazu einen neuen Anlauf: Hygienekonzepte wurden geschrieben, Desinfektionsmittelspender angeschafft, Spuckschutzblenden gebaut. Im November sollten die Wiederaufnahmeproben beginnen. Doch das Risiko war gleich in zweierlei Belangen zu groß: für die eigene Gesundheit und für ein mögliches Aufführungsverbot. Das kam dann mit dem zweiten Lockdown, sodass es sich im Nachhinein als richtig herausgestellt hat, den Probenbetrieb nicht wieder aufzunehmen.

Doch es gibt rückblickend auch Positives zu benennen: Im Januar spielten wir siebenmal „Wi sünd woller wer“ im Abbehauser „Dorfkrug“. Wir zählten fast 800 Gäste!
Unsere Jugendgruppe Tusculum nahm nach dem Lockdown im Sommer die Proben zu „Nora“ (ein Stück nach Henrik Ibsen) auf.
Im und rund um das Kasino sind Maßnahmen zur Verbesserung des Brandschutzes getroffen worden. WeserMetall hat einen Teil davon erledigt, ein paar Dinge wurden von unserer „Kasinobaugruppe“ und den Bühnenbauern abgearbeitet. Sichtbares Zeichen: Die Maske ist jetzt deutlich vergrößert worden und wird, sobald wir uns wieder treffen dürfen, alsbald fertig renoviert.

[…]

Verschiedentlich wurde ich gefragt, ob wir als Niederdeutsche Bühne Nordenham finanzielle Coronahilfen bekommen. Diese können wir nicht in Anspruch nehmen, da wir derzeit nicht akut insolvenzgefährdet sind. Dass wir unsere Rücklagen aufbrauchen und Mittel abziehen, die wir für größere Theaterprojekte oder Renovierungsmaßnahmen benötigten, zählt leider nicht. Auch bekommen wir keine Förderung vom Land für Baumaßnahmen im Haus – weil wir nicht Eigentümer des Hauses sind.

[…]

Ich möchte abschließend optimistisch in die Zukunft blicken: 2021 kommt die Inszenierung der Jugendgruppe. Wir wollen versuchen, „Döör an Döör‘nanner“ im Sommer auf die Bühne zu bringen. Für Herbst planen wir ein neues Stück. Vielleicht dürfen wir 2021 wieder zu einem Grillabend zusammenkommen, zum Beispiel zur Einweihung der renovierten Maske. Anlässe werden wir finden – auf jedes einzelne Zusammentreffen freue ich mich jetzt schon.

Aber: Solange es notwendig ist, folgen wir den Ratschlägen und Vorgaben der Regierung und halten die Sicherheitsvorgaben streng ein.

Wenn euch zu langweilig wird, gäbe es noch eine kleine Aufgabe: 2022 möchten wir ein Stück – ähnlich wie das über Alma Rogge – auf die Bühne bringen zur großen Sturmflut 1962. Vielleicht findet ihr Zeit, in alten Fotoalben nachzusehen, ob ihr von der Sturmnacht oder den Folgetagen Fotos habt oder ob sich alte Zeitungsberichte finden lassen. Oder, wenn ihr mögt, schreibt eure Erinnerungen, Erlebnisse, Eindrücke, Gefühle auf – all das kann in das neue Stück einfließen. Über Zusendungen würde ich mich freuen.

Ich wünsche euch frohe Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr, das für alle viel Freude und vor allem Gesundheit mit sich bringen möge.

Euer Torsten Lange